Seegras-Kartoffeln

Früher war es üblich, Felder und Gärten mit Seegras – oder genauer: Treibsel – zu düngen. Man wusste um die reichhaltigen Nährstoffe der Algen und die auflockernde Wirkung von Seegras. Feldfrüchte bedeckte man zum Schutz vor Frost ebenso wie empfindliche Rosen. Aber erst ein Fernsehbericht von den Lofoten, wo man aufgrund der dünnen Krume Kartoffeln auf Seegras zieht, brachte uns auf die Idee, es gleichzutun.

Im Barfußpark Schwackendorf bauten wir 2015 ein Beet auf einer Betonplatte und füllten es rund 40cm hoch mit reinem Seegras/Treibsel.

Im späten Frühjahr legten wir sechs festkochende Biokartoffeln hinein. Mangels Zeit konnten wir uns anschließend nicht mehr darum kümmern. Aufhäufeln oder Unkraut jäten fielen also aus.

Im Sommer sprossen kräftige Kartoffelpflanzen aus dem Substrat. Sehr zur Freude zeigte sich obendrein, dass es keinerlei Unkraut gab.

Die Ernte im Herbst war von sehr guter Qualität: gelbfleischig, keine Stellen, kein Schorf. Dazu ein dauerfeuchter Boden, der nicht nass stehen kann, weil überschüssiges Wasser abläuft. Die Früchte lagen so sauber im Boden, dass sie nicht mal gewaschen werden mussten. Und die Mutterkartoffeln waren verschrumpelt statt verfault.

Insgesamt war die Ernte eine unerwartet ästhetische Angelegenheit. Ach ja: Und geschmeckt haben die Kartoffeln natürlich auch, aber das tun die aus dem eigenen Garten ja immer.

Ergebnis: Das am Strand angespülte Pflanzenmaterial taugt vorzüglich als Nährboden für Pflanzen, die Luft und Platz brauchen.

Weitere Ergebnisse:
– Anscheinend hatten wir eine besonders gute Kartoffelsorte verwendet. Andere Nutzer berichteten, dass ihre Kartoffeln nicht so gut geworden waren wie unsere. Treibsel bietet also keine Gerantie.
– Eine Restaurantköchin mit eigenem Garten belieferten wir mit Treibsel für ihre Tomaten. Ergebnis: Die auf Treibsel trugen früher und voller als die auf Mutterboden.
– Eine Hobbygärtnerin schwört auf Treibsel zum Mulchen. Sie sagt, Treibsel würde dem Boden viel besser bekommen als Rindenmulch, weil dieser dem Boden Nährstoffe entnehme. Einfach im Herbst auf die Beete und im Frühjahr einarbeiten – besser gehe es nicht.