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Geltinger Schulkinder räumen auf

Seegrasprojekt – Wackerballig: Abschlussbericht

Zusammenfassung
Das Projekt „Schöner Strand Wackerballig“ sollte zeigen, dass es möglich ist, Treibsel manuell dem Spülsaum zu entziehen, bevor es anfängt zu stinken und es als „Meerkompost“ zu verwerten.

Nach Eckernförde ist Wackerballig damit der zweite Strand an der Ostseeküste auf dem ein neuer Umgang mit Treibsel versucht wird.

Insgesamt wurde das Ziel erreicht. Als Pilotprojekt haben wir Erkenntnisse sammeln können, vor allem über klassische Anfängerfehler.

Das Projekt bietet Küstengemeinden erste Ansätze für einen besseren und günstigeren Umgang mit Treibsel.

Daten
Beginn – Ende: 26. Mai bis Ende September 2015, insgesamt ca.13 Mal
Teilnehmer: rund 80 Kinder der Georg-Asmussen Grundschule
Finanzierung: Es sind keine Kosten angefallen
Arbeitsgeräte: Schubkarren, Gartengeräte, Flatterband

Wie es so gelaufen ist
Wir haben Löcher an Stellen, wo die Dünen vom Winterhochwasser „angefressen“ waren, 30cm tief ausgehoben. Mit Schubkarre, Planen und Gartengerät haben wir das Treibsel vom Ufer geholt und in die Löcher geschüttet. Zum verdichten sind die Kinder drauf rumgehüpft – was rund 30% des Volumens verringert. Abschließend wurde eine Lage Sand für die Optik draufgegeben. Flatterband schützte die Stellen vor Strandläufern.

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Mit Schubkarre oder LKW-Plane – der Dreck muss weg.

Dummerweise habe ich mir zum Projektstart mit der Flex in den Zeigefinger geschnitten und fiel für sechs Wochen aus. Levke Thomsen als Projektbetreuerin und Simone (?) als Mutter sprangen ein. Dadurch mussten wir das Programm zusammenstreichen: Eine Beschilderung des Projektes am Strand fiel ebenso aus, wie die geplanten Beete im Strandbereich. Das Treibselbeet an der Schule konnte gebaut werden, wird aber erst 2016 zum Einsatz kommen.

Ergebnis
Die vorher löchrige Dünenkette zeigt jetzt einen harmonischeren Verlauf. Oder bildlich: Wie ein Zahnarzt haben wir die Löcher gestopft. Einige Stellen zeigen starken, aber noch nicht bodenbedeckenden Grünwuchs. Andere Stellen sind bisher wenig bewachsen. Insgesamt wirkt die Dünenlinie buschiger.

Das Nebenziel, die ökologische Situation des Strandes zu verbessern und damit den Geruch zu verringern, konnte aufgrund der Mengen nicht erreicht werden. Dennoch war unsere Leistung nicht gering: Rund 5 Kubikmeter Treibsel haben wir ohne Maschineneinsatz geerntet; nach jedem Einsatz war die Uferlinie sichtbar sauberer.

Fazit
Mit ein paar Ideen und jede Menge Kinderpower ist es möglich, kleine bis mittlere Mengen Treibsels strandverbessernd zu nutzen. Dabei kann auf schweres Gerät verzichtet werden. Auf diese Art kann der Strand während der Saison vor dem Umkippen bewahrt werden. Die großen Mengen im Frühjahr, bzw. nach Hochwasser müssen aber wohl weiterhin mit Maschinen abgetragen werden.

Erfahrungen zum Nachmachen
Mit Blick auf eine Fortführung 2016 durch die GA-Schule und als Tipps für andere Küstengemeinden hier folgende Erfahrungen:

1. Wir haben erst Ende Mai mit dem Projekt begonnen. Besser ist vor den Osterferien, um die Wachstumsperiode auszunutzen. Zu den Sommerferien sollten die Dünenfüllungen fertig sein.

2. Anfangs haben wir zu wenig Treibsel in die Gruben gegeben. Nachdem sie eingesackt waren, mussten wur noch mal draufgeben, wodurch das Anwachsen wieder bei Null begann. Besser: Auffüllen, stampfen und eine „Kuppel“ bauen.

3. Alle pflanzlichen Bestandteile des Treibsels lassen sich verwenden, aussortiert werden muss lediglich Müll (hier kein großes Problem).

4. Geruch: Abtropfendes Treibsel kompostiert und riecht wie bester Kompost. Geruchsbelästigung durch die Dünenfüllungen null. Keine Sorgen muss man sich ebenso um herumfliegendes Treibsel machen.

5. Höhe zum Wasser: Um dem Bewuchs eine Chance zu geben, sollte das Treibsel oberhalb der mittleren Hochwasserlinie eingesetzt werden. So kann es im Sommer gedeihen und gegen Winterhochwasser als Schutz und Opfermaterial wirken. Je nach Auswaschung muss im Frühjahr wieder geflickt werden, mit der Chance auf schließlich dauerhaften Schutz. Wer oberhalb der Höchstwassergrenze verbaut, kann besser planen und gestalten.

6. Am sinnvollsten wäre es für den Strand, diese Arbeit mit den Säuberungsarbeiten der Gemeinde vor Ostern zu koordinieren. Mit Hilfe der Maschinen wäre es möglich, größere Gruben auszuheben, um die Dünen fundiert zu schützen.

7. Der Winter wird zeigen, was von unserer Arbeit übrig bleibt. Werden die neuen Pflanzen vom Hochwasser ausgewaschen oder bleiben Teile stehen?

Die Kinder
Am stärksten für mich folgende Szene: Mehrere Kinder stehen barfuß im Modder, schreien „Iiiih, das stinkt!“ und greifen voller Wonne hinein.

Wie immer bei Projekten war ein Drittel hochmotiviert, ein Drittel machte mit, ein Drittel ging stiften. Letzteren haben wir einen Beutel zum Müllsammeln mitgegeben.

Unfälle oder Verletzungen hat es nicht gegeben, strikte Regel – weil wir meist barfuß liefen: Geräte mit den Zinken nach unten legen.

In der Summe war es eine Freude, die Kinder am Strand arbeiten zu sehen. Und wenn man es denn pädagogisch verwerten möchte, kann man sicher sagen, dass diese Kinder spielerisch arbeitend einen neuen Zugang zum Strand bekommen haben, einige sogar einen Blick für ökologische Zusammenhänge.

Nachtrag
Ein extremes Hochwasser im Winter 2015 hat den Strand von Wackerballig neu gestaltet, unsere Dünen wurden teils 50cm hoch von angespültem Sand überdeckt. Dadurch hat sich die Sandlage nicht nur erhöht, sondern auch das Relief  verbessert. Vor allem eine Senke, die hauptverantwortlich für Fäulnis war, wurde eingeebnet. So viel Glück muss man als Gemeinde erstmal haben – unsere Arbeit hingegen ist verschütt. Wichtig ist jetzt, den neuen Sand zu halten – z.B. mit Seegrasdünen.

Nebenprojekt: Seegrasgespenster zur Kindergilde
Während der Kindergilde konnten die Kinder Gespenster basteln. Die Stoffe wurden von freiwilligen Frauen, darunter auch Flüchtlingen, genäht, das Seegras von der Strand-Manufaktur zur Verfügung gestellt. Die Dinger waren der Renner, am Ende rund 80 Gespenster gebastelt, so dass jedes Kind eines bekommen hat. Und das sind dann auch 80 Kinder, die wissen, dass man Seegras nutzen kann – Umweltbildung vom Feinsten.

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Seegrasgespenster – DER Renner

Kooperation:
Das Projekt ist eine Kooperation der Georg-Asmussen Schule Gelting mit der Strand-Manufaktur.
Mit freundlicher Unterstützung der Gemeinde Gelting und unter biologischer Begutachtung von Nils Kobarg (Geltinger Birk).

Text:
Die Strand-Manufaktur, Kristian Dittmann, September 2015